Dass Franz Kafka ein schüchterner, stets freundlich lächelnder Literatur-Magier war, dürfte hinlänglich bekannt sein. Wie es sich jedoch genau zutrug, hoch droben im Goldenen Gässchen, als Kafka Gold aus der Feder zu fließen schien, erzählt uns Przemek Schreck und nimmt uns mit an die Schwelle des Alchimisten-Kabinetts.

Schwerer Rauch erfüllte die Luft des Laboratoriums. Kaum drei Fuß weit konnte Caetano noch sehen. Schwefelartige Säuren und giftige Wässer brodelten in Keramikkolben. Die alchimistische Transmutation war im vollen Gange. Es konnten jedoch Jahre, gar Ewigkeiten vergehen, ehe Gold zutage kam, das er Rudolf II. versprochen hatte… 

So viel Zeit hatte Franz Kafka nicht eingeplant, als er im Winter 1916 in der Alchimistengasse, knapp unterhalb der Prager Burg, sich in einem winzigen Häuschen ein Schreibquartier einrichtete. Seine sich dort aufs Papier ergießende Vermischung aller Formen, die Schaffung von Parabeln, Märchen und Metaphern deutete auf einen wohltemperierten Schmelztiegel und reichgefüllten Fantasiespeicher hin. Sagenhaftes entstand. 

In nur wenigen Monaten vollendete Kafka ein Dutzend Erzählungen, die später den Band „Ein Landarzt“ bilden sollten. Und er war überaus zufrieden mit dem Vollbrachten - wahrlich eine Ausnahme in einem von Selbstzweifeln geprägten Leben.

Doch der dann folgende Ausbruch der Tuberkulose durchkreuzte Kafkas Pläne und in Przemek Schrecks Geschichten erleben wir den Autor ungewohnt entschlossen, zumal die Krankheit ihm Frieden brachte an vielen Fronten. Sein Vorhaben, Prag endlich zu verlassen und als selbstständiger Schriftsteller zu leben – nun, es musste erst einmal warten. 

Kafkas Briefe vom Lande, wohin er sich vorerst zurückzog, um die Tuberkulose zu heilen, gehören zweifelsohne zu den unterhaltsamsten, und seine sorgfältigen Notizen sind mit Finesse gespickt und mit Geheimnis verwoben.