In einem von ihm mit dem Finger spielerisch eng gezeichneten Radius um den Altstädter Ring herum spielte sich Kafkas nahezu gesamtes Leben ab. Hier die Wohnhäuser, da das Gymnasium, um die Ecke die Universität, hier des Vaters Geschäft und ein wenig weiter schon die Versicherungsanstalt, seine langjährige Arbeitsstätte. Prag ließ ihn nicht los, auch wenn der Autor mehrere Versuche unternahm, der Stadt zu entfliehen. „Dieses Mütterchen hat Krallen“, schrieb er lakonisch, „da muss man sich fügen“. Und wahrscheinlich auch deshalb hat Kafka eine atemberaubende Vielfalt an Erinnerungsorten in der ohnehin schon geschichtsträchtigen Stadt hinterlassen. In vielen ihrer Häuser war er ein gern gesehener Gast. Auf seinen ausgedehnten Spaziergängen kehrte er immer wieder in Lieblingscafés ein, alleine und mit Freunden. Er besuchte Theater, Literatursalons, Lesehallen und das Stummfilmkino. Mit seiner Familie und alleine wohnte Kafka in weit über einem Dutzend verschiedener Häuser.